Vermeidung von Schimmelbildung und richtiges Lüftungsverhalten

Wer auf ein gutes Raumklima achtet, beugt nicht nur Schimmelbildung vor, sondern spart auch Energiekosten. Der Umgang mit dem richtigen Lüften hilft dabei. Durch ein angemessenes Lüftungsverhalten kann die Möglichkeit zur Schimmelbildung in Wohnräumen verringert werden.

Laut einer Erhebung der Stadt Wien, findet sich in jedem 5. Haushalt Schimmel, etwa jeder 10. Haushalt weist einen problematischen Schimmelpilzbefall auf. Die Ursachen für Schimmel können sehr vielfältig sein, haben aber eines gemeinsam: Feuchte.

 

Wie macht sich Schimmel bemerkbar?
Kennzeichen für Schimmelbefall sind dunkle Flecken an der Wand oder ein muffig-modriger Geruch. Jedoch kann Schimmel auch verdeckt auftreten, zum Beispiel hinter Schränken, Tapeten oder in Fußböden. Hier kann es sein, dass der Schimmelbefall erst Jahre später entdeckt wird.

Wie bildet sich Schimmel?
Sporen von Schimmelpilzen sind ein ganz natürlicher Bestandteil der Luft. Finden diese Sporen die richtigen Wachstumsbedingungen vor, wächst ein Schimmelpilz.

Der wichtigste Faktor für das Pilzwachstum ist erhöhte Feuchtigkeit. Ab einer relativen Oberflächenfeuchte von etwa 80 Prozent ist mit Schimmelpilzwachstum zu rechnen. Es kann jedoch bereits zu Pilzwachstum kommen, bevor die Taupunkttemperatur erreicht und Wasser kondensiert ist. Neben der Feuchtigkeit braucht der Pilz geeignete Nahrung in Form organischer Stoffe. Diese findet er in vielen Bau- und Einrichtungsmaterialien. 

Wie kommt es zur Feuchtebildung?
Undichte Stellen in der Gebäudehülle oder bei Leitungen sind meist durch punktuelle Wasserschäden gut zu erkennen.  


Schwieriger wird die Ursachenforschung bei Kondensatbildung. Die in der warmen Innenraumluft enthaltene Feuchtigkeit kann an der Innenseite kalter Außenwände kondensieren. Je höher die Luftfeuchtigkeit, umso höher ist die Temperatur, bei der Tauwasser anfallen kann. Ein zu feuchtes Raumklima kann also ebenso zu Schimmelbefall führen wie zu kalte Außenwände. Hier sind die genauen Ursachen oft nur durch längere Messungen des Raumklimas und der Bauteiltemperaturen bzw. einer Gebäudethermografie ergründbar.

Ursachen bekämpfen

Gegen ein zu feuchtes Raumklima kann der Nutzer mit einfachen Mitteln selbst vorgehen. Interne Feuchtigkeitsquellen können verringert, sowie durch regelmäßiges Stoßlüften die Feuchtigkeit nach Außen abgeführt werden.

Wärmedämmungen an der Rauminnenseite sollten jedoch vermieden werden, da unsachgemäße Innendämmungen die Situation noch verschlimmern können. Im Zweifelsfall kann hier ein Biophysiker zu Rate gezogen werden.

10 Tipps für die Sanierung nach Schimmelbefall

Neben der Behebung der Ursache ist auch eine Sanierung erforderlich. Achtung vor Wundermitteln und Wunderverfahren, die unabhängig von der Schadensursache nur die Symptome bekämpfen. Die Wiederkehr des Schimmels ist so garantiert.

Auf nachfolgende Punkte sollte immer geachtet werden:

  1. Arbeitsbereich abschotten und die Freisetzung von Pilzsporen verhindern.
  2. Pilzsporen immobilisieren, zB. durch Befeuchtung oder überstreichen.
  3. Entfernen und Ersatz der befallenen Bauteile, da auch von abgetöteten Schimmelpilzteilen Gesundheitsgefahren ausgehen.
  4. Gesicherte Entsorgung, damit Sporen nicht verbreitet werden.
  5. Bei Schimmelbefall die Verteilung von Sporen verhindern.
  6. Feinreinigung nach Sanierung.
  7. Immer Mineralische Baustoffe und Beschichtungen anwenden, keine Dispersionsfarben, keine gipshaltigen Baustoffe.
  8. Vermeiden von Einbaumöbeln vor Außenwänden, keine wärmedämmenden Innentapeten verwenden.
  9. Innendämmung ist problematisch – Ausführung nur nach bauphysikalischer Planung.
  10. Unsanierten Altbau alte undichte Kastenfenster gegen dichte neue Fenster ausgetauscht, kann es zu Problemen kommen.

Wie gefährlich ist Schimmelbefall?
Schimmelpilzbefall in Innenräumen stellt immer ein Gesundheitsrisiko dar. In Studien konnte der Zusammenhang von Schimmelpilzbelastung mit Atemwegsbeschwerden nachgewiesen werden, wobei immungeschwächte und allergische Personen besonders gefährdet sind.

Wer haftet bei Schimmel in der Wohnung?
Die Beseitigung von Schimmel in der Mietwohnung zählt zu den notwendigen Erhaltungsarbeiten im Mietrechtsgesetz und kann rechtlich durchgesetzt werden. Voraussetzung ist, dass vom Schimmel eine ernste Gefährdung für die Substanz des Hauses oder die Gesundheit der Bewohner ausgeht.

Ein ernster Schaden liegt vor, wenn der Verputz und die Bausubstanz und nicht nur die Wandoberfläche von Schimmel betroffen ist.
Ist ein Nutzerfehlverhalten ausgeschlossen, muss der Hauseigentümer die Sanierung veranlassen und die Kosten tragen. Das gleiche gilt für Baumängel.
Der Mieter hat in jedem Fall den Schimmelbefall unverzüglich dem Vermieter zu melden.


So lüften Sie richtig

Besonders gut müssen Räume gelüftet werden, in denen sich Menschen lange aufhalten oder in denen viel Wasserdampf entsteht – also Wohn- oder Schlafräume, Küche und Badezimmer

Vier Tipps für ein gutes Raumklima:

  1. Raumklima im Winter mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von max. 55% bzw. 65%
  1. Normal genutzte Wohnungen sollten während der Heizperiode mindestens zwei- bis dreimal täglich durch kurzes Lüften entfeuchtet werden.
  2. Für Neubauten gilt: Zum Austrocknen der Baufeuchte sollte drei- bis fünfmal pro Tag gut gelüftet werden.
  3. Falsch ist die Annahme, dass es im Winter bei Nebel, Regen oder Schnee zu feucht sei, um wirksam lüften zu können. Die Luft ist im Freien zwar feucht, sie trocknet jedoch auf dem Weg durch die wärmeren Räume
  4. Ganzjährig Stoßlüften

Je nach Jahreszeit und Außentemperatur gelten für das Lüften unterschiedliche Richtwerte. Nachfolgende Angaben stellen einen Orientierungswert, abhängig von der tatsächlichen Außentemperatur, dar.

  • Januar, Februarund Dezember: etwa fünf Minuten lüften
  • Märzund November: etwa zehn Minuten lüften
  • Aprilund September: etwa 15 Minuten lüften
  • Maiund Oktober: etwa 20 Minuten lüften
  • Juni, Juliund August: etwa 25 Minuten lüften


Aus aktuellem Anlass noch ein Hinweis zum richtigen Lüften bei Corona. Aerosole sind ein möglicher Übertragungsweg des Corona-Virus und sie verteilen sich insbesondere in geschlossenen Innenräumen schnell im gesamten Raum.